Dynamic Pricing – Könnte eine Tischreservation bald an eine Flugticketbuchung erinnern?
Dynamische Preise sind nichts Neues: “Happy Hour”, “2 für 1”, “Kinder essen gratis”, “Kaffee-Kuchen-Combo”, das alles sind Beispiele von variablen Preisgestaltungen. Skigebiete, öffentliche Verkehrsmittel oder die Hotellerie gehen einen Schritt weiter und richten ihre Preispolitik hauptsächlich nach der Nachfrage und nicht nach dem Produkt oder der Dienstleistung. Scheint die Sonne, bezahlt der Gipfelstürmer mehr, zu Stosszeiten greift der ÖV-Nutzer für dieselbe Strecke Zürich-Bern tiefer ins Portemonnaie und der Flug nach Cran Canaria kostet im Sommer doppelt so viel. Die Swiss-Schoggi beim Aussteigen ist aber immer die Gleiche.
Kunden werden für ihre Zeitwahl belohnt
Fix implementiertes Dynamic Pricing hat auch Einzug in Restaurants erhalten. Besonders in Touristenhochburgen wie Nizza oder in den Vereinigten Staaten wird das Konzept bereits umgesetzt. Die Kunden sind bereit, für dieselbe Dienstleistung und dasselbe Gericht einen höheren Preis zu bezahlen. Es geht nicht darum, zu versuchen, während Spitzenzeiten das Maximum an Ertrag zu erwirtschaften. Vielmehr öffnet das Dynamic Pricing Türen, dass der Gastrobetrieb die höheren Ausgaben an Personalkosten etc. während voller Auslastung tragen kann und gleichzeitig jene Kunden belohnt, die bewusst andere Zeiten für ihre Tischreservation wählen. Die Idee hinter der dynamischen Preisgestaltung besteht darin, in lockeren Zeiten durch reduzierte Preise mehr Nachfrage zu schaffen und in geschäftigeren Zeiten durch höhere Preise von der Nachfrage zu profitieren.
Es lohnt sich, zuerst die eigene Zielgruppe zu analysieren
Immer mehr Kundendaten sind über Treueprogramme und fortschrittliche Kassensysteme verfügbar. Mit diesen Daten können Betreiber einfacher und genauer echte Einblicke gewinnen, wer ihre Kunden sind und wie sie kaufen. Das Rätselraten bei der Preisgestaltung in Restaurants ermöglicht es den Betreibern, Preisstrategien zu entwickeln, die die Rentabilität durch mehr Verkehr und / oder höhere Ausgaben pro Kopf steigern.
Als Beispiel für einen dynamischen Preisansatz könnte ein Betreiber, der sich unsicher über den Anklang eines neuen Gerichtes ist, dieses vergünstigt anbieten. Wenn er merkt, dass die Nachfrage sehr gross ist, wird der Preis nach oben angepasst und allenfalls zusätzlich während Spitzenzeiten extra berappt.
Da die Anwendung eines dynamischen Preisansatzes jedoch daten- und arbeitsintensiv ist und eine tägliche oder wöchentliche Wartung erfordert, ist dies möglicherweise nicht für alle Gastrobetriebe geeignet. Daher können alternative Preisstrategien wie „Rabatte“ praktischer sein.
Ein Gedankenexperiment dazu: Könnte das Paar (das eine Vorspeise, zwei Hauptgerichte und zwei Getränke bestellt) ermutigt werden, mehr zu essen oder zu trinken? Gibt es Änderungen am Menü, die an einem Montagabend vorgenommen werden können und die die Häufigkeit der Besuche von Paaren in der Nacht von einmal alle drei Monate auf einmal im Monat erhöhen können?
Krisenzeiten öffnen den Blick auf andere Branchen
Dies sind alles Fragestellungen, die gestellt werden müssen, damit die Preisgestaltung nachhaltig ist. Eines ist klar: Gerade aktuell stellt die Krisensituation eine Chance dar, neue Konzepte anzudenken und von bestehenden Lösungen branchenübergreifend inspiriert zu werden.
Übrigens: Anstoss zu unserer Recherche und unseren Gedanken zu diesem Thema gab uns Thomas Indermühle, Geschäftsführer von Trioleine GmbH.
Sie haben bereits Erfahrungen mit Dynamic Pricing gemacht? Erzählen Sie uns davon!